Informationen zur Bestandsschonenden Kartierung

Übliche Nachweismethoden bei Wildbienen und den meisten Stechimmen sind der Kescherfang, aber auch Fallenfänge (Farbschalen, Malaisefallen). Nur beim Kescherfang besteht jedoch die Möglichkeit Wildbienen zu einem großen Teil (bis zu 97% der erfassten Individuen) mit sehr viel Erfahrung und einer 10x Lupe bereits im Gelände sicher zu bestimmen. Dies ist vor dem Hintergrund des "Insektensterbens" in Deutschland die aktuell einzig vertretbare Nachweismethode zur Ermittlung des Artenspektrums oder im Rahmen eines Monitoring. Auch dabei werden jedoch einzelne - im Gelände nicht sicher bestimmbare - Individuen der Natur entnommen und abgetötet zur morphologischen Bestimmung unter dem Binokular.

In langjährigen Monitoringprogrammen oder in speziellen Artenschutzprojekten werden durch den wochenlangen Einsatz von (Massen-)Fallen die Bestände der untersuchten Wildbienenpopulationen unnötigerweise reduziert, was den Projektzielen (Förderung der Arten) entgegen steht. Zusätzlich können die Untersuchungsergebnisse durch das Abtöten vieler Individuen verfälscht werden und es fallen ernome Mengen an Beifängen an, die (wenn überhaupt) nur mit großen Zeitaufwand sinnvoll aufgearbeitet werden können.

Respekt für das Leben der Wildbienen

Aktuell sind deutliche Populationseinbrüche auch bei bisher häufigen Wildbienenarten zu erkennen. Selbst Arten, die vor 10 Jahren noch individuenreich vorkamen sind heute oft nur in wenigen Individuen zu beobachten. Vor diesem Hintergrund sind Massenfänge zum bloßen Nachweis der Arten oder gar als Dauermonitoring nicht mehr vertretbar!

Darüber hinaus lassen sich mehr Erkenntnisse zur Lebensweise von seltenen Wildbienen gewinnen, die deren gezielte Förderung ermöglichen

 Jede Biene zählt

Die Knautien-Sandbiene (Andrena hattorfiana) ist eine gut erkennbare Art, die bei uns auf extensiven Wiesen regelmäßig und stellenweise zahlreich vorkam. Aktuell gehen ihre Bestände (wie bei vielen Sandbienenarten) deutlich zurück, obwohl ihre Habitate, ihre Haupt-Pollenquelle (Wiesenknautie) und geignete Nistplätze weiterhin vorhanden sind. Ein Monitoring scheint notwendig zu sein, um mehr über den Bestandseinbruch zu erfahren.

Vor dem Hintergrund des Rückgangs aus unerklärlichen Gründen ist jedes Bienenindividuum besonders wichtig, um den Fortbestand der Populationen zu sichern.

Beobachten ist möglich

Bei Lebendbestimmungen lassen sich Informationen zu Ökologie und zum Blütenbesuch gewinnen, die durch Fallenfänge unmöglich sind. Über die Lebensweise der seltenen Matten Langkopf-Schmalbiene (Lasioglossum buccale) war sehr wenig bekannt. Durch Lebendbestimmungen konnte erkannt werden, dass sie Rachenblütler wie Linaria vulgaris als Pollenquelle stark bevorzugt.

Erfolgskontrolle

Bei isolierten, kleinen Populationen von extrem seltenen Wildbienen (z.B. Grüne Schneckenhausbiene Osmia viridana),  ist eine schonende Kontrolle der Population wichtig, um rasch Maßnahmen ergreifen zu können, falls zusätzliche Förderungen notwendig werden. 

Die bestandsschonende Bestimmung ist hervorragend geeignet, um die  Bestandsgröße zu erfassen, die Habitatansprüche der Zielarten besser zu verstehen und die Tiere weiterhin in der Natur zu belassen.

"Ein erfahrener Wildbienenkartierer kann über 90% der Wildbienenindividuen einer Untersuchungsfläche lebend bestimmen. Im Gelände nicht eindeutig identifizierbare Individuen werden jedoch zur sicheren Bestimmung stets mitgenommen und unter dem Binokular bestimmt"

R.Burger, IFAUN